Ob in einem geschlossenem Theaterraum mit einer fest installierten Bühne oder an wechselnden Spielstätten unter freiem Himmel – das sind zwei grundverschiedene Situationen, in die sich die Akteure begeben. Geht die Mehrheit der Besucher ins Theater doch eher geplant. Draußen hingegen gehen die Auftritte spontaner vonstatten, sind in der Regel dichter am Publikum dran und das gesamte Umfeld ist mehr in Bewegung.

Ihre Kunst möglichst vielen Menschen, ob jung oder alt, näher zu bringen, war ein wichtiges Anliegen des Festivals, das Britta Böschen nicht nur koordiniert hat, sie ist auch selbst aufgetreten. Zusammen mit Gabriele Gulitz vom Figurentheater „Larifari Paukenschlag“ aus Überlingen hat sie sich zu einem Walk-Act unter dem Motto „Liebesgeflüster“ aufgemacht.

Als elegantes Paar mit überdimensionierten Hüten, Großmasken vor dem Bauch und einem weißen Marionetten-Pudel an der Leine haben die beiden die Passanten fasziniert und irritiert. „Die sind ja klasse!“ oder „Mama, guck mal, die Frau hat nen Regenschirm als Hut!“, waren spontane Ausrufe der Begeisterung. Dass die Freude über Auftritte kleineren Formats mit Handpuppen und Marionetten ebenso groß war, erlebten die Puppenbühne Ostrach mit „Die Geschichte vom Wackelzahn“ an der Ecke Klostergasse und Christoph Frank aus Rottweil mit „Elefantös“ auf seiner Bauchladenbühne.

Jedes Mal umstanden Menschentrauben aus Kindern, Jugendlichen und Eltern die improvisierten Schauplätze. Und das nicht nur für wenige Minuten, um dann weiter zu ziehen, sondern sie blieben die ganze halbe Stunde: für die Handpuppe Bello, dessen Zahn wie ein „alter Kuhschwanz“ wackelte, und für das winzige Elefantenkind, das auf äußerst drollige Weise seine Umwelt inspizierte. Wie Christoph Franz diese magischen Szenen auf seiner Bauchladenbühne fertigbrachte, blieb ein Rätsel.

Vor dem Seelhaus hatte sich derweil Eva Sotriffer aus Italien mit ihrem musikalischen Puppenspiel „Mäh!“ platziert. Ohne viele Worte, dafür mit ausgelassener Laut-Performance inszenierte sie ihre Geschichte der kleinen Ziege zum Klang einer Maultrommel überaus flink – bei der Hände zu Körpern von Puppenköpfen wurden.

„Vor zehn Jahren gab es in Ravensburg ein Bella-Figura-Festival, aber drinnen im Figurentheater“, erinnerte sich Andreas Thiele aus dem Vorstand. Jetzt hätten sie nach draußen gewollt, um ein breites Publikum zu erreichen. Ideengeber sei Raphael Mürle gewesen, der in Pforzheim Straßentheaterfestivals organisiert. Er war mit seinen „Rockröhren – Marionetten zwischen Blues und Popmusik“ dabei. Am Blaserturm ließ er die Puppen an Fäden zu ihren Hits tanzen. „Nina Hagen“ im Röhren-Outfit, aus dem immer neue Gesichter kamen, oder die spindeldürre „Macy Gray“ mit ihren ungeheuer biegsamen Gelenken parodierten ihre Idole.

Tierisches Vergnügen

Ein wahrlich tierisch-abgefahrenes Vergnügen bot die Rattengang „Ratata – Die Rattenfanfare“ des Figurentheaters PasParTout aus Bergatreute. Ihr Walk-Act vom Figurentheater in Richtung Mode Reischmann fesselte die Menschen. Im grauen Pelz mit langem Schwanz, der ihnen immer mal wieder in die Quere kam, bewehrt mit Saxophon und Melodica machten die drei Akteure vor nichts halt. Ihre Masken und Mimiken boten bestes Straßentheater, das einlud zum Mitmachen.

Letzteres hatte sich auch das Figurentheater Ravensburg auf die Fahnen geschrieben. Andreas Banitsch als „Igor“ und Helferin Svetlana flößten dem „Monster des Dr. Frankenstein“ neues Leben ein. Doch bevor sich die Riesenfigur in Bewegung setzen konnte, brauchte es ein Gehirn. Das implantierten ihm kurzerhand Passanten in seinen grünen Schädel und los ging’s an langen Stäben zum Finale dieser „Bella Figura“.

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